US-Wahl
11. Dezember 2024
Neue Zölle und Konflikte: Trump-Comeback könnte die deutsche Wirtschaft hart treffen
Donald Trump triumphiert bei der US-Wahl und wird im Januar zum zweiten Mal ins Weiße Haus einziehen. Was bedeuten diese Aussichten für die deutsche Wirtschaft?
Freihandel, transatlantische Zusammenarbeit und Klimaprotokolle – davon hält Donald Trump erfahrungsgemäß wenig. In seiner zweiten Amtszeit will der Präsidentschaftskandidat der Republikaner sogar einen noch härteren Kurs fahren als zwischen 2017 und 2021. In der deutschen Industrie ist die Angst angesichts des Trump-Comebacks entsprechend groß: Wenn der 78-Jährige wieder ins Weiße Haus einzieht, rechnen 44 Prozent der hiesigen Unternehmen mit negativen Auswirkungen auf ihre Geschäftslage. Das betrifft nicht nur die fast 6000 Firmen, die in den Vereinigten Staaten rund 900.000 Arbeitsplätze geschaffen haben. „Auch viele Unternehmen ohne direkte Exportbeziehungen in die USA befürchten negative Folgen, da sie als Zulieferer trotzdem indirekt betroffen sein können“, kommentiert Wirtschaftsforscher Andreas Baur vom Ifo-Institut eine aktuelle Umfrage unter heimischen Industrieunternehmen.
Trump hat bereits angekündigt, dass er nicht nur die Zölle auf chinesische Produkte, sondern auch auf Einfuhren aus verbündeten Ländern erhöhen würde. Der ehemalige TV-Star und Immobilienunternehmer hat einen allgemeinen Importzoll von 10 Prozent auf alle Importe sowie 60 Prozent auf chinesische Waren ins Spiel gebracht. Außerdem äußerte er die Idee, einen Strafzoll von 100 Prozent auf importierte Autos zu erheben. Für Volkswagen wäre dies der nächste Tiefschlag, denn der Wolfsburger Weltkonzern hat erst kürzlich eine 114 Millionen US-Dollar teure Hafenanlage in Texas eröffnet. Wie alle deutschen Autobauer ist auch VW bei seiner US-Produktion auf internationale Zulieferer angewiesen. Mit zuletzt 565.000 ausgelieferten Fahrzeugen sind die USA nach China (3,2 Millionen) und Deutschland (1 Million) der drittwichtigste Markt für den Volkswagen-Konzern. Das Ifo-Institut hat für die deutsche Volkswirtschaft im Falle einer Umsetzung von Trumps Zollplänen einen Wohlstandsverlust von 120 bis 150 Milliarden Euro innerhalb der nächsten vier Jahre errechnet.
Zankapfel Taiwan
Es besteht zudem die Befürchtung, dass Deutschland und Europa unter „Trump 2.0“ ins Kreuzfeuer eines amerikanisch-chinesischen Handelskriegs geraten könnten. Der Republikaner verspricht immer wieder einen harten Kurs gegen China („tough on China“), von dem in seiner ersten Amtszeit jedoch wenig zu sehen war. Sollte er diesmal jedoch ernst machen, könnte dies ein bereits volles Fass zum Überlaufen bringen. Schon jetzt deuten die Zeichen auf Sturm: Joe Biden zündete mit dem „Chips Act“ im August 2022 die erste Eskalationsstufe im Wettstreit um die Halbleitertechnologie, indem er den Wissenstransfer und die Exporte nach China einschränkte. Ob Chinas Präsident Xi Jinping dem ruhig zusieht, bleibt abzuwarten. Zudem dreht sich der Halbleiter-Konflikt auch um Taiwan, das aus chinesischer Sicht als abtrünnig gilt und als klarer Weltmarktführer bei Mikrochips agiert. Trump wird kaum umhinkommen, dem Inselstaat seine Unabhängigkeit zuzusichern. Dennoch besteht die Gefahr, dass China versuchen könnte, Taiwan auch militärisch einzuverleiben.
Trump hat zudem Anpassungen bei der Unternehmenssteuer angekündigt. Er will sie auf 15 bis 20 Prozent senken. Es ist also möglich, dass das US-Wachstum nach dem „Inflation Reduction Act“ (IRA) weitergeht und der Druck auf deutsche Produktionsstandorte zunimmt. Doch wie der IRA hat auch dies zwei Seiten: Eine höhere Produktion in den USA sorgt letztlich auch in Deutschland für mehr Aufträge. Ob unter Trump jedoch die für Deutschland vorteilhaften Wirtschaftszweige von einem US-Wachstum profitieren, ist fraglich. Trump setzt auf fossile Energieträger, die in den USA gefördert werden. Strengere Effizienzstandards für Fahrzeuge, strengere Auflagen für Kohlekraftwerke, den Ausbau erneuerbarer Energien und die Förderung von Elektrofahrzeugen lehnt der 78-Jährige ab.